Exkursion

15. April 2025

Köln NS-Dok 15:30 Uhr Kuratorenführung Karl Rössel Die "Dritte Welt" im Zweiten Weltkrieg

NS-DOK Köln

Die Reihe „Comfort Women“ des niederländischen Fotografen Jan Banning findet sich im Gewölbe des NS-DOK © NS-DOK / Jörn Neumann

Im Zweiten Weltkrieg kämpften mehr Soldaten aus der „Dritten Welt“ als aus Westeuropa. Sowohl die faschistischen Achsenmächte als auch die Alliierten rekrutierten in ihren Kolonien Hilfstruppen und Hilfsarbeiter oftmals mit Gewalt. Weite Teile der „Dritten Welt“ dienten als Schlachtfelder und blieben nach Kriegsende verwüstet und vermint zurück. Allein China hatte mehr Opfer zu beklagen als die für den Krieg verantwortlichen faschistischen Mächte Deutschland, Italien und Japan zusammen. Hunderttausende Frauen waren Opfer sexueller Gewalt. Und bei der Befreiung der philippinischen Hauptstadt Manila waren 1944 mehr Bombenopfer zu beklagen als in Dresden, Berlin oder Köln.

Doch so gravierend die Folgen des Zweiten Weltkriegs in der „Dritten Welt“ auch waren, in der hiesigen Geschichtsschreibung wurden sie lange Zeit kaum beachtet. Dies zu ändern war und ist das Ziel des historischen Langzeitprojekts, mit dem das Rheinische Journalist*innenbüro in Köln in den 1990er Jahren begann und das seit 2000 von dem gemeinnützigen Verein recherche international e.V. fortgeführt wird.

Nach zehnjährigen Recherchen in 30 Ländern Afrikas, Asiens und Ozeaniens erschien 2005 das erste deutschsprachige Buch zum Thema („Unsere Opfer zählen nicht“, Verlag Assoziation A, Hamburg/Berlin). 2008 folgten Unterrichtsmaterialien und 2009 die Produktion der (Wander-) Ausstellung, die seit ihrer Premiere in Berlin in mehr als 60 Locations hierzulande und in der Schweiz zu sehen war. Eine englische Ausstellungsfassung tourt seit 2017 durch Südafrika. Für Mosambik wurde 2020 eine portugiesische Version erstellt.

Zum Abschluss des Projekts wird die Ausstellung von März bis Juni 2025 – rund um den 80. Jahrestag des Kriegsendes in Europa (am 8. Mai 2025) – noch einmal in einer erweiterten Fassung im Kölner NS-DOK gezeigt – ergänzt um (lokal-)historische Fakten, die in anderen Ausstellungstädten und -ländern hinzugefügt wurden. In einem weiteren Ausstellungsteil werden zudem künstlerische Reflexionen aus Afrika, Asien und Ozeanien zu Folgen des Zweiten Weltkriegs vorgestellt.

Blick in die Ausstellung „Dritte Welt im Zweiten Weltkrieg“ © NS-DOK / Jörn Neumann
Replik der „Friedensstatue“ des koreanischen Künstlerpaares Kim Seo-Kyung und Kim Eun-Sung vor dem NS-DOK; Foto A.K.

Hierzu zählt auch eine Replik der „Friedensstatue“ des koreanischen Künstlerpaares Kim Seo-Kyung und Kim Eun-Sung, die an das Schicksal der im Zweiten Weltkrieg in japanische Militärbordelle verschleppten „Trostfrauen“ und an sexualisierte Gewalt in den Kriegen von heute erinnert.

Führung: 15:30 - 17:30 Uhr

Replik der „Friedensstatue“ des koreanischen Künstlerpaares Kim Seo-Kyung und Kim Eun-Sung vor dem NS-DOK; Foto A.K.

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